Chronik
Vereinschronik 1908 – 2008
(aus der Festschrift zum 100jährigen Bestehen im Jahre 2008)
Der deutsch-französische Krieg 1870-71 war ein ausgesprochener Landkrieg. Er endete mit einem siegreichen Einzug der deutschen Truppen in Paris. Einen Krieg zur See gab es nicht. In der folgenden Zeit nach diesem Kriege wurden im ganzen Deutschen Reich Kriegervereine gegründet. Nur den Marinern wurde keine Eigenständigkeit zuerkannt. Es herrschte die Auffassung: Die Armee macht alles, sie wird immer die Hauptlast der Kriege tragen. Doch diese Situation sollte sich grundlegend ändern. Am 20. Dezember 1892 genehmigte durch Kabinettsorder Kaiser Wilhelm II. die Bildung von Marinevereinen. Eine Welle von Marinevereinsgründungen setzte im Deutschen Reich ein. Großherzog Friedrich August von Oldenburg erhob im Jahre 1908 den Hafenort Nordenham zum Range einer Stadt. Im gleichen Jahr wurde der „Marineverein Nordenham“ und Umgebung gegründet. Seeleute der Kaiser- und Handelsmarine trafen sich in „Krügers Gaststätte“ (Louis Krüger war der Großvater der langjährigen Besitzerin Gisela Urlaub, die die Gaststätte durch Verpachtung bis zum 31. Mai 2003 betrieb). Der 25. November 1908 war ein denkwürdiger Tag, als 19 Kameraden den Grundstein für die maritime Gemeinschaft legten. Unter den Gründern des jungen Vereins findet man Namen, die der älteren Generation in Nordenham noch geläufig sind: Verleger Elimar Böning, Kapitän Heinrich Strenge und Maschinenbaumeister Hermann Haine. Der Vorstand setzte sich aus folgenden Kameraden zusammen:
1.Vorsitzender Danneberg
2. Vorsitzende M.Brandt
1. Schriftführer E.Grote
2. Schriftführer A. Tietsche
Kassierer G. Minsen
Beisitzer H. Baxmann
Beisitzer A. Hullmann
Vereinsbote H. Paul
Der Marineverein bekannte sich zur Förderung der Bemühungen um Deutsche Seegeltung sowie der Taditions- und Kameradschaftspflege. Zweckdienliche Vorträge über das allgemeine Schifffahrtswesen usw., und Festveranstaltungen sollten für ein reges, maritimes Gemeinschaftsleben sorgen. Im Februar 1909 wurden Vereinsabzeichen bestellt. Der Mitgliederbestand erhöhte sich auf 35 Kameraden. Es wurde ein Fond für eine Fahne angelegt. Die Norddeutschen Seekabelwerke zeichneten einen Betrag von 10,00 Goldmark. Kapitän Cornelius vom Kabeldampfer „Stephan“ wurde am 6. Januar 1910 zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Im Juni 1910 wurde der Vierteljahresbeitrag von 75 Pfennig auf 80 Pfennig erhöht.
Kamerad August Nickstadt wurde im Januar 1913 auf der Jahreshauptversammlung zum 1. Vorsitzenden gewählt. Zweiter Vorsitzender wurde Kamerad Hammer.
Im Kriegsjahr 1914 beschloss der Marineverein eine finanzielle Unterstützung für die Hinterbliebenen gefallener Kameraden, Es wurde im Einzelfall ein Betrag von 100,00 M festgesetzt. Dem Deutschen Roten Kreuz überwies man im gleichen Jahre der Betrag von 50,00 M getreu dem Marinespruch:
„Kameradschaft kennt keinen Eigennutz“
Der erste Weltkrieg brachte kaum einen Einschnitt in die Vereinstätigkeit. Am 25. Januar 1919 wählte man auf der Jahreshauptversammlung folgenden Vorstand:
- Vorsitzender Hammer
Schriftführer Wessemann
Schriftführer Turn
Kassenwart Fricke
Vereinsbote Lürßen
Fahnenträger Bokelmann
Beisitzer Backhus u. Jürgens
Konrad Nickstadt wurde im Jahre 1920 wieder zum 1. Vorsitzenden gewählt. H. Mülschen wurde 2. Vorsitzender.
Im Juli 1923 fanden Willy Brauer, Fritz Gerdes, August Seekamp, Hermann Thormählen und Th. Diers den Weg zum Marineverein. Von diesen Kameraden gelangten bald drei in den Vorstand:
Hermann Thormählen wurde 2.Vorsitzender, Willy Brauer 1. Schriftführer und August Seekamp 2. Schriftführer, während Hasselhorst zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde.
Zum 17. und 18. November 1923 anlässlich des 15. Gründungsfestes spielte das Musikkorps der Küstenwehrabteilung im damaligen „Friesischen Hof‘.
Seit dem Jahre 1934 führt der „Marineverein Nordenham und Umgebung“ den Namen:
„Marinekameradschaft Nordenham von 1908″
Nach Hasselhorst wurden Schäfer und Hayo Broders 1. Vorsitzender.
Im Jahre 1934 wählte man Willy Brauer zum 1. Vorsitzenden der MK Nordenham. Über 35 Jahre befand sich Kamerad Brauer aktiv im Vorstand, und über 25 Jahre hatte er das Amt des 1. Vorsitzenden inne. Willy Brauer wurde anschließend zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Dem Deutschen Marinebund stellte er sich 2 Jahre als Vizepräsident zur Verfügung, und für seine langjährige Tätigkeit als Landesleiter im Verband „NORDSEE“ im DMB wurde Willy Brauer zum Ehrenlandesleiter ernannt.
Anfang der dreißiger Jahre gründete Hayo Broders eine Marinejugendgruppe in der MK. Damals verfügte man über 3 Boote, die von den Jungen fleißig gebraucht wurden. Willy Brauer wurde bei Ausbruch des 2. Weltkrieges zur Kriegsmarine eingezogen.
Eine Frauengruppe wurde im Jahre 1930 dem Marineverein angegliedert. Dorchen Mosel war die Leiterin dieser Gruppe, welche im Jahre 1945 aufgelöst wurde. Im großen Stil wurde im Jahre 1938 das 30jährige Gründungsfest im „Friesischen Hof“ gefeiert. Dieses gestaltete sich zu einem großen gesellschaftlichen Ereignis. Von der Marinestation Nordsee erschien der Stationstender mit 50 Blauen Jungs. Zu den Gästen zählte auch der Kommandeur der Schiffsstammabteilung Brake. In den schweren Kriegsjahren leitete Hermann Heine vorbildlich die Geschicke der MK. Die Marinekameradschaft wurde im Jahre 1945 zwangsläufig aufgelöst. Doch schon 1951 trafen sich die alten Idealisten wieder, und wie ein „Phönix aus der Asche“ erstand im Jahre 1953 im neuen Glanze die „Marinekameradschaft Nordenham von 1908″. Im gleichen Jahr wurde ein Marine Großkonzert in der Nordenhamer Strandhalle mit dem Marine-Traditionszug Wilhelmshaven veranstaltet. Dies war für Nordenham ein bedeutendes Erlebnis. Der Reinertrag wurde der „Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“ in Bremen überwiesen. Der MK-Vorstand setzte sich im Jahre 1958 aus folgenden Kameraden zusammen:
- Vorsitzender Willy Brauer
- Vorsitzender Walter Rudzio
Schriftführer Gerhard Voss
Kassenwart Walter Bohlmann
Beisitzer Hermann Heine
Elimar Böning
Helmut Brandt
Kassenprüfer Hans Zillinger und W. Schmidt
Auf der Hauptversammlung im Jahre 1961 wurde Wilhelm Stallmann zum 1. Vorsitzenden gewählt. In seiner Amtszeit wurde das 60. MK-Jubiläum gefeiert. Dieses interne Fest wurde als „Rees an Backbord“ deklariert. Angehörige der MK entdeckten im Jahre 1964 auf dem Blexer Friedhof das verwahrloste Grab des Seejunkers Heinrich Jobelmann von der Panzerfregatte „Hansa“ der Deutschen Bundesflotte (1848-1853) unter dem Befehl des Admirals Brommy. Einstimmig beschloss die Marinekameradschaft die Instandsetzung des einzigen Grabes der Brommy-Flotte in Butjadingen und die Pflege der Grabstätte. Auf der Jahreshauptversammlung im Jahre 1971 stellte nach einer 10jährigen Amtszeit Wilhelm Stallmann sein Amt zur Verfügung. Als Nachfolger wurde einstimmig Helmut Brandt als 1. MK-Vorsitzender gewählt. Helmut Brandt führte 30 Jahre lang die MK – Nordenham und ist seit dem 11. Januar 2001 Ehrenvorsitzender der Kameradschaft. Unter seiner Leitung wurden mehrere Landesverbandstagungen nach Nordenham einberufen und in den Jahren 1978, 1983, 1988 und 1998 konnten dank der Mithilfe der Kameraden und bei guter Beteiligung der Nordenhamer Bürger das 70., 75. 80. und 90. Stiftungsfest gefeiert werden. Seit dem 1. Juni 2003 musste ein neues Vereinsheim gesucht werden welches wir im Klubzimmer des Hotels „Zur Post“ in der Bahnhofstraße in Nordenham gefunden haben. Die Marinekameradschaft kann getrost das Jahr 2010 ansteuern, ganz im Sinne des alten Friesenwortes:
„ROM HART – UN KLOR KIMMING!“
Das heißt: „Ein weites, offenes Herz und klare Sicht!“ Generationen von Seeleuten aller Dienstgrade der Kriegs- und Handelsmarine erlebten frohe, unbeschwerte Stunden auf den Marineabenden und den maritimen Veranstaltungen. Das Wesen der MK-Nordenham ist traditionsgebunden. Tradition gehört zu den unwägbaren Werten. Wir erinnern an ein Wort des britischen Admirals Sir Andrew Cunningham. Im Mai 1941 richtete er in Alexandria an seinen Stab folgende Worte: „Die Kriegsmarine braucht drei Jahre, um ein Kriegsschiff zu bauen – doch 300 Jahre, um eine Tradition aufzubauen“ Dies gilt auch für uns Deutsche.
(überarbeitet von Klaus Warner)